Mittwoch, 8. April 2020

Die Maske der Schuld - Jennifer B. Wind

„Die Maske der Gewalt“ fand ich ja schon super – jetzt hat Jennifer B. Wind mit „Die Maske der Schuld“ einen zweiten Teil nachgelegt, der mich ebenso begeistert hat wie der erste. Zwar kann man dieses Buch hervorragend auch ohne Vorkenntnisse lesen und verstehen, aber Band 1 ist dennoch ebenso lesenswert.

Im Mittelpunkt steht wie im ersten Teil der untypische Ermittler Richard Schwarz, dazu sein Kollege Paul Marek. Und wie im ersten Teil tanzt Richard wieder auf mehreren Hochzeiten gleichzeitig: er ermittelt in Wien im Fall einer in der Donau gefundenen Leiche, kümmert sich um die Sorgen und Nöte seiner (Zieh)Schwester Sarah, die mit ihrem Zirkus in Österreich auf Tournee ist. Die Psychiaterin Theres Lend und Gerichtsmedizinerin Emily McSand sind ebenfalls wieder mit von der Partie und fordern seine Aufmerksamkeit. Über Langeweile kann sich Richard also nicht beklagen – und der Leser auch nicht.

Die Geschichte ist wie gewohnt spannend, flott geschrieben und vielschichtig. Eine Leiche in der Donau, verschwundene Menschen aus dem Umfeld einer von Theres besuchten Selbsthilfegruppe und ein seltsamer „Heiler“ stehen im Zentrum des Krimis. Der Leser bekommt mehrere Handlungsstränge serviert, die die Autorin am Schluss gekonnt zu einer stimmigen (wenn auch nicht völlig überraschenden) Auflösung verflicht. Die Einblicke in Taten und Gedankengänge des Täters sind in kursiver Schrift abgesetzt und gut von der tatsächlichen Handlung zu unterscheiden. Ein weiterer Neben-Schauplatz sind die Gedanken und Erfahrungen einer an MS erkrankten Frau. Außerdem bekommt der Leser neue Puzzleteile zu Richards Vergangenheit, denn natürlich ist auch in diesem Band die Suche nach dem Mörder seiner Mutter wieder ein Thema.

Die Autorin greift in diesem Buch sehr viele sehr schwierige Themen auf. Da ist der Heiler Santianos, der schwerkranken Menschen unseriöse Heilsversprechen gibt, eine Pharmafirma, die nur einen vermeintlichen Durchbruch in der MS-Therapie erzielte und Tierschützer machen Richard und Sarah das Leben schwer, da sie gegen Wildtiere in Zirkussen demonstrieren. Ganz nebenbei vermittelt Jennifer B. Wind ein bisschen Hintergrundwissen über Multiple Sklerose, vor allem im Nachwort geht sie auf die verschiedenen Ausprägungen der Krankheit und die unterschiedlichen Therapie-Ansätze ein.

Eine wilde und spannende Mischung aus verschiedenen Themen, unterschiedliche Charaktere mit den verschiedensten Eigenheiten und Eigenschaften, ein bisschen Liebe und Privates, toxisch-narzisstische Partnerschaft, ein bisschen Esoterik und Pseudomedizin samt unethischer Hoffnungsmache für unheilbar erkrankte Menschen und ebenso unethischen wie illegalen medizinischen Experimenten – alles in allem ein einfach nur sehr spannender, flott geschriebener Krimi, den ich in einem durchgelesen habe. Thriller ist es beileibe keiner, aber ein handwerklich hervorragender und gut geschriebener Krimi. Sprachlich ist das Buch fast noch besser als der erste Band, viele Dialoge, alltagsnahe, zum Teil auch flapsige Sprache und klare Beschreibungen zeichnen den Stil der Autorin aus.

Ich fand ja den ersten Teil schon sehr gut, den zweiten fast noch ein Quäntchen besser. Also eine absolute Lese-Empfehlung und 5 Punkte von mir. Und nun heißt es Warten auf Teil 3.

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