Freitag, 17. April 2020

Mordsfreunde - Nele Neuhaus

Ein im Opel-Zoo gefundener toter Tierschützer gibt dem Ermittlerteam Pia Kirchhoff und Oliver von Bodenstein Rätsel auf. Viele Motive, zahlreiche Verdächtige und einige falsche Spuren machen die Ermittlungen schwierig. Fast jeder, den die Ermittler als möglichen Verdächtigen im Auge haben, hätte ein Motiv, denn das Opfer war kein einfacher Zeitgenosse.

So viel kann ich zu „Mordsfreunde“ von Nele Neuhaus sagen, ohne irgendwas zu verraten. Das Buch ist der zweite Teil der Reihe um die beiden Beamten des Hofheimer K11 und für mich eines der schwächeren, fast scheint es, als habe die Autorin noch ein wenig geübt. Die folgenden Krimis der Serie finde ich weitaus besser und um einiges spannender. Das bisschen Spannung, das die Autorin in „Mordsfreunde“ schafft, macht sie durch sehr langatmige und langweilige Sequenzen wieder kaputt. In der Hauptsache beschreibt sie bodenständige Polizeiarbeit, sachlich, nüchtern und ohne nennenswerte Höhepunkte. Die vielen Verhöre mit viel zu vielen Verdächtigen, von denen jeder ein Motiv haben könnte, fand ich sehr unübersichtlich und zum Teil verwirrend. Von einer konstanten Spannungskurve kann man hier auf jeden Fall nicht wirklich sprechen.

Die beiden Ermittler werden ausführlich und gut beschrieben. Beide sind sympathisch, wohingegen viele der Verdächtigen direkt auch bis in die Spitzen der fettigen Haare unsympathisch beschrieben werden. Und auch sonst sind die Beschreibungen teilweise ein bisschen sehr platt („Rosalie platzierte ihren kleinen Popo auf der Arbeitsplatte“). Wäre das Buch von einem männlichen Autor, könnte man ihm fast Sexismus vorwerfen. Insgesamt steht aber die Ermittlungsarbeit im Mittelpunkt, aufgelockert mit ein bissen Privatleben und etwas Romantik. Alles in allem ist der Stil der Autorin sehr sachlich und nüchtern, fast journalistisch.

Sprachlich ist das Buch bodenständig, die Autorin benutzt in der Hauptsache Umgangs- und Alltagssprache. Was mir allerdings negativ auffällt ist, dass die Autorin sehr oft von „Bodenstein und Pia“ spricht. Generell benutzt sie bei weiblichen (Haupt-)Charakteren sehr häufig die Vor- bei den männlichen die Nachnamen.

Konzeptionell hatte ich manchmal das Gefühl, die Autorin hätte sich etwas verrannt und verzettelt. Auf jeden Fall hat sie sich mit den vielen Handlungssträngen, zahlreichen Personen und möglichen Motiven sehr viel vorgenommen und es am Schluss nicht 100% zufriedenstellend aufgelöst. Es wirkt auf mich fast, als hätte sie am Schluss selbst den Überblick verloren und wollte das Buch dann schnell abschließen, es fühlte sich an, wie eine ins Rollen gekommene Lawine, die Handlung wurde immer schneller, zum Teil auf Kosten der Logik. So ganz stimmig finde ich den Schluss auf jeden Fall nicht, er ist ebenso verworren wie die ganze Geschichte, konstruiert und reichlich an den Haaren herbeigezogen.

Mein Fazit daher: verworrener Krimi mit guten Elementen, basierend auf guten Ideen aber nicht 100% gut umgesetzt. Zu viele chaotische Handlungsstränge, zum Teil sehr plakativ und klischeebehaftet – gut zu lesen zwar, durchaus stellenweise unterhaltsam, aber bei weitem nicht der beste Taunuskrimi. 3 Punkte.

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