Donnerstag, 7. Januar 2021

Essen gut, alles gut. Wie wir wieder lernen, auf unseren Bauch zu hören - Dr. Heike Niemeier

„Essen gut, alles gut. Wie wir wieder lernen, auf unseren Bauch zu hören“ von Dr. Heike Niemeier ist schlicht und einfach eines der besten Bücher über Ernährung, das ich bislang gelesen habe. Die promovierte Ökotrophologin bringt das schwierige und äußerst komplexe Thema fachlich fundiert, umfassend und anschaulich auf den Punkt. Gewürzt mit teils launigen, immer aber lehrreichen Geschichten über ihre Erfahrungen mit Klient*innen aus ihrem Alltag als Ernährungsberaterin, Rezepten und Anleitungen zu Selbstversuchen, hat sie einen umfangreichen Ernährungsratgeber geschaffen. Aber das Buch ist noch mehr als das ist: es ist ein lesenswerter, informativer und umsetzbarer Ernährungs-Leitfaden. Denn schlussendlich müssen wir alle irgendwie essen, Lebensmittel sind nämlich schlicht Mittel zum Leben.

Angenehm finde ich vor allem auch, dass der Autorin selbst nichts Menschliches fremd ist. Sie schreibt nicht mit erhobenem Zeigefinger oder schwingt die Moralkeule, nein, sie isst selbst gern („Auch Ökotropholog*innen essen – und das sogar gern. Zumindest ich.“) und verteufelt in ihrem Buch nichts, außer vielleicht ein Zuviel an Kohlehydraten. Aber insgesamt propagiert sie eine ausgewogene eiweißreiche Ernährung, in der nichts verboten ist. („Verbote sind verboten. […] Kein Lebensmittel auf dieser Welt ist so schlimm oder gefährlich, dass es nicht gegessen werden dürfte. Selbstverständlich kann man immer über die Menge und die Häufigkeit reden. Doch bitte tun Sie sich selbst den Gefallen und essen Sie! Essen Sie so lange und so viel davon, wie Sie ein gutes Gewissen haben. Nehmen Sie Ihre eigene Körperintelligenz und das Bauchgefühl als Maßstab.“) Mit dem obigen Zitat ist eigentlich alles gesagt: das Buch liefert einen Leitfaden und Anregungen (samt dazugehöriger Rezepte), die Umsetzung liegt bei den Leser*innen.

Formal besteht das Buch aus drei großen Teilen („Wozu über das Essen nachdenken?“, „Was essen wir?“ und „Wie essen wir?“), die ihrerseits aus 12 Unterkapiteln bestehen. Am Ende wichtiger Abschnitte fasst die Autorin das Thema noch einmal in einem farbig hinterlegten Feld kurz zusammen. In Kapiteln wie „Eine Kalorie ist nicht gleich eine Kalorie“ liefert die Autorin auch biochemisches Grundlagenwissen, ohne ihr Publikum mit Fachausdrücken und Formeln zu langweilen („Sie finden in diesem Buch an der einen oder anderen Stelle Zahlen, Fakten und Empfehlungen. Ich möchte aber auch sagen: Nutzen Sie diese als Orientierungshilfen und nicht als Gesetze.“). Vieles davon wusste ich schon vorher (wie viel Zucker beispielsweise in Smoothies oder Orangensaft steckt, wie wichtig eine Kombination aus guter Ernährung und Bewegung ist, oder dass Eier keinen Einfluss auf den Cholesterinspiegel haben), fand die Herangehensweise von Dr. Niemeier aber interessant und ihren Schreibstil erfrischend, außerdem kann man die Begeisterung für das Thema überall herauslesen.

Die Autorin räumt mit manchen Binsenweisheiten auf, betont die Wichtigkeit von Eiweiß und Fett in der Ernährung, erklärt und klärt auf und gibt zudem wirklich nützliche Tipps für Veränderungen der persönlichen Gewohnheiten. Aber sie ist nicht dogmatisch, sondern zeigt (manchmal mit einem erkennbaren Augenzwinkern), dass sie mitten im Leben steht und viel Erfahrung mitbringt. Sie ist realistisch und vermittelt dies auch ihrem Publikum, denn sie weiß, dass es bei angepeilten Veränderungen oft Rückschläge gibt, ermuntert aber zum Durchhalten und Weitermachen. Ihr Buch gibt gute Ratschläge für Veränderungen des Ess-Verhaltens im realistischen Rahmen. Nicht mehr und nicht weniger.

Von mir für dieses gelungene Buch 5 Sterne und eine Lese-Empfehlung für alle, die sich mit (ihrer) Ernährung eingehender beschäftigen wollen.

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