Freitag, 19. Februar 2021

Trauma. Kein Entkommen - Christoph Wortberg

Ich gebe es zu: ich kannte Christoph Wortberg vorher nur aus der Lindenstraße. Deshalb habe ich mich auf sein Buch „Trauma – Kein Entkommen“ sehr gefreut und meine Erwartungen wurden auch vollständig erfüllt. Zwar war es für mich nicht wie angekündigt ein Thriller, aber ein solider, spannender und gut ausgearbeiteter Krimi, in dem auch die psychologische Komponente gut recherchiert und gekonnt aufgearbeitet ist, denn der Autor nimmt die Leserschaft mit auf eine Reise in die tiefen Abgründe der menschlichen Psyche.

Schon mit dem Prolog hatte der Autor mich gepackt. Die kurze Sequenz beschreibt ein traumatisches Erlebnis für ein dreijähriges Kind. Lange bleibt das Kind neutral, der Leser erfährt keinen Namen und selbst das Geschlecht wird erst später verraten. Aber eines ist klar: diesem Kind wird man im Lauf des Buchs noch mehrfach begegnen, denn irgendwie muss es mit der eigentlichen Handlung verknüpft sein.

Traumata spielen nämlich auch im Haupt-Handlungsstrang eine große Rolle. Ermittlerin Katja Sand von der Münchner Mordkommission ermittelt zusammen mit ihrem Assistenten Rudi Dorfmüller in zwei verdächtigen Todesfällen. Einer der Toten ertrinkt in einem See, der andere erstickt in einem Kühlschrank. Die Ermittlungen ergeben, dass bei beiden Toten ihre schlimmsten Alpträume wahr wurden und sie ein früheres Trauma noch einmal durchlebten. Der erste Verdacht lautet Selbstmord. Aber den Ermittlern kommen schnell Zweifel.

Ich fand das Buch von der ersten Seite an atemberaubend spannend, vor allem, da ich mich in der Vergangenheit selbst mit Traumata und ihren Folgen befasst habe. Dieses Thema hat der Autor meiner Meinung nach sehr gründlich recherchiert und bringt es gut auf den Punkt und dem Leser gekonnt näher. Verknüpft mit zwei sympathischen Ermittlern, von denen jeder seine Eigenheiten und Eigenarten hat, ein bisschen Privatleben und den Ermittlungen hat Christoph Wortberg einen fesselnden Krimi geschaffen, den ich nur schwer aus der Hand legen konnte. Die in den eigentlichen Handlungsstrang eingeflochtenen Sequenzen um das „kleine Kind“ schufen eine bedrückende Atmosphäre, in der ich dessen Angst fast körperlich spüren konnte.

Und natürlich konnte der Autor mich damit bei der Stange halten, ich wollte unbedingt wissen, wie alles zusammenhängt, denn eines ist von Anfang an klar: alles hängt mit allem zusammen und ein Trauma lässt einen in den meisten Fällen ein Leben lang nicht mehr los. Der Schluss hat mich dann nicht wirklich überrascht, aber er ist stimmig und logisch. Der Schreibstil passt für mich auch, das Buch ist sehr flüssig zu lesen. Der Autor schafft den Spagat zwischen den tatsächlichen Ermittlungen und dem Drumherum (hauptsächlich Katjas Privatleben und ihre Probleme mit ihrer Teenager-Tochter, beziehungsweise deren Freund) sehr gut und die Gewichtung innerhalb des Plots ist gelungen. Die Charaktere finde ich sehr gut beschrieben und insgesamt ist das Buch für mich eine runde Sache. Ich freue mich auf den nächsten Band, denn „Kein Entkommen“ ist der Auftakt zu einer Trilogie. Denn eines wird im Lauf der Geschichte klar: auch Katja trägt ein Trauma in sich. Von mir eine absolute Lese-Empfehlung und 5 Sterne.

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