Freitag, 7. Mai 2021

Ausgesperrt - Jürgen Hlinka

„Ausgesperrt“ von Jürgen Hlinka ist ein Buch, das mich ziemlich fassungslos zurücklässt. Kein Buch las sich bislang für mich so sperrig und qualvoll wie dieses. Dabei hat die Geschichte viel Potenzial und auch das Konzept an sich ist nicht schlecht. Nur leider hat sich der Verfasser bei der Umsetzung vergaloppiert und die anfangs wirklich gekonnt aufgebaute Spannung sehr schnell zerstört und damit auch meine Motivation, das Buch überhaupt bis zum Ende zu lesen.

Mehrere Schauplätze und Handlungsstränge, mehrere Ermordete, Verdächtige und andere zwielichtige Gestalten, Charaktere aus fast jeder Schicht der Gesellschaft – das Konzept des Buchs ist wirklich vielversprechend. Die Beschreibungen der Schauplätze sind bildhaft und atmosphärisch dicht, sodass ich mir die Stimmung im Frankfurter Rotlichtviertel ebenso gut vorstellen konnte, wie ich mich in das Cockpit eines Flugzeugs einfühlen konnte. So weit so gut.

Viel weniger gut kam ich allerdings mit dem Erzählstil des Verfassers zurecht. Er beschreibt zwar bildhaft, aber für mich viel zu ausführlich und blumig. Dazu ist das Vokabular, das er benutzt, pompös und aufgeblasen, im Kontrast dazu sprechen die zwielichtigen Gestalten ganz klischeehaft den übelsten Slang. So „schreiten“ die Charaktere, sie grämen sich und „vernehmen deutlich Schritte“, sie „vermögen diese schreckliche Situation überhaupt nicht zu begreifen“, Leben können „für immer verwirkt sein“, oder der Geschlechtsverkehr war „eine Huldigung an die Erotik!“. Auf der anderen Seite begrüßt ein Türsteher die Barbesitzerin mit „Hallo, du Alte S***pe. „Wahrlich” ist ein Wort, das der Verfasser inflationär verwendet. Neben einigen Logikfehlern und falsch gewählten Worten und der zum Teil eher willkürlichen Kursivschreibung einzelner Worte (Ortsbezeichnungen, aber auch Schimpfworte), sind in dem Buch außerdem Fehler in Orthografie und Interpunktion. Schade. Ich bin ein großer Freund von Self-Publishing, aber da wäre die Investition in einen Lektor eventuell sinnvoll gewesen.

Wirklich schade. Denn die Geschichten der unterschiedlichen Menschen aus den verschiedensten Schichten der Gesellschaft, die der Verfasser in seinem Buch miteinander verknüpft, hätten wirklich viel Potenzial geboten. Der Spielsüchtige, der vor den Trümmern seines Lebens steht, die Barbesitzerin, die ihm immer wieder aus der Patsche hilft, und nicht zuletzt der psychisch kranke Pilot, der vom Suizid träumt (eine Parallele zum Germanwings Absturz von 2015, der 4U9525 hieß, der im Germanfly-Flug im Buch ist 4U9524) – alles in allem wirklich spannende Charaktere, die zu einem gemeinsamen Plot verarbeitet eine wirklich gute Geschichte erzählen könnten. Aber viel zu vieles störte meinen Lesefluss und meine Lesefreude. Bei der Beschreibung der Ermittler hat der Autor sehr tief in die Klischee-Kiste gegriffen, so viel Inkompetenz und Misogynie waren für mich schlicht zu viel („Wohl etwas doof die Kleine und schwer von Begriff“, denkt Polizist Luca und fabuliert später über „Oft sind die Mädels in ihrem Trieb unberechenbar!“) Allerdings ist seine Kollegin nicht besser: „Aber Luca, du vergisst die Gefühle dieser Menschen. Sie ließ wahrscheinlich aus Liebe zu Jens ihre Konkurrentin Larissa töten.“

Daher fand ich das Buch insgesamt weder unterhaltsam noch wirklich spannend, ich war tatsächlich eher froh, als der Fall aufgeklärt war und ich die letzte Seite umblättern konnte. Die vielen Fehler und die aufgeblasene Schreibweise machten leider die gute Idee und die gut konstruierte Geschichte völlig kaputt. Von mir daher 2 Sterne.

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