Dienstag, 18. Mai 2021

Zwischen Mundstück und Mikrofon - Klaus Wallendorf

Ich gebe zu, dass Hornisten mir im Leben noch nicht sehr oft begegnet sind. Tatsächlich nur ein einziges Mal, was aber kein Grund für mich ist, nicht tiefer in die Horn-Materie einzutauchen. „Zwischen Mundstück und Mikrofon“ von Klaus Wallendorf schien mir da ein probates Mittel zu sein. Denn das Buch versprach sowohl einen Einblick in das Leben eines philharmonischen Waldhornisten, als auch einige amüsante Erzählungen.

Ersteres stimmte – über das Leben und Wirken des Musikers habe ich sehr viel erfahren und über die Kantinen seiner unterschiedlichen Wirkungsstätten weiß ich nach der Lektüre definitiv mehr, als ich jemals wissen wollte. Ob die Erzählungen nun wirklich amüsant sind, darüber kann man sich streiten. Ich fand sie in der Hauptsache eher kompliziert und manche eher dröge. Einige der Sätze sind so Proust-artig verschachtelt formuliert und ziehen sich über fast einen kompletten Abschnitt (und damit fast über eine halbe Buchseite), dass ich sie mehrmals lesen musste, um sie zu verstehen, da ich am Satzende den Anfang schon wieder vergessen hatte. Tatsächlich steht aber in den Sätzen auch gar nicht so viel Erinnerungswertes drin, denn sie bestehen aus sehr vielen (vermutlich für den Autor und nur für ihn) schönen Worthülsen ohne viel Aussage.

Schade, denn eigentlich könnte das Leben eines Waldhornisten sicher außer den vielen Trinkgelagen auch sonst noch Interessantes bieten. Ich vermisste die „zwerchfellanregende Weise“ der „Berichte aus dem Orchestergraben, Gedichte und Sprechpolkas, Ein-, Über- und Unterleitungen, eine verwegene Instrumentenkunde, verschmitzte Stückebeschreibungen und humoristische Beobachtungen aus dem Alltag seiner Musikerkollegen“ völlig, denn der Verfasser beschränkt sich für mich zu sehr darauf, sich selbst ausgiebig auf die Schulter zu klopfen. Herausgekommen ist ein mittelmäßiges Buch mit viel heißer Luft, viel Luft nach oben und für mich viel zu wenig Aussage. Daher von mir eher enttäuschte zwei Sterne.

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