Donnerstag, 29. Juli 2021

Trümmerland - Sabine Hofmann

„Trümmerland“ ist der Titel von Sabine Hofmanns Roman und genau dort spielt die Geschichte sich auch ab: in den Trümmern einer Stadt im Ruhrgebiet im Jahr 1946. Für mich war das Buch Nachkriegsgeschichte auf die unterhaltsame Art.

Die Autorin schafft es, die Probleme der Menschen in den in Schutt und Asche gelegten Städten anschaulich und unterhaltsam in die Geschichte um die zwölfjährige Hella, ihre Mutter Martha und die bei ihnen einquartierte Edith zu verpacken. Hella wird Zeugin, als ein Mann in einem Bombenkrater auf dem ehemaligen Zechengelände stirbt. Sein Mantel hat es ihr angetan, er scheint warm und kuschelig zu sein – Vorkriegsware eben. Und der Mantel hat es in sich, wie ihre Mutter später feststellt, denn in seinem Futter sind Bezugsscheine für große Mengen Butter versteckt.

Und plötzlich befinden sich die drei Frauen mitten in einer spannenden Geschichte um Schwarzmarktschiebereien, echte und gefälschte Dokumente, größere und kleinere Gauner und Gaunereien und der Leser findet sich in einem Krimi wieder, den ich so nicht erwartet hätte. Denn, nachdem das Buch anfangs eher harmlos und historisch daherkommt, nimmt es mehr und mehr Fahrt auf und wird packend spannend. Not, Hunger und der Kampf ums nackte Überleben bekommen Gesichter und Geschichten. Und auch die britische Besatzung, entnazifizierte Polizisten und solche mit „Persilschein“ haben ihren Platz in dem Roman.

Alle Charaktere sind gut und authentisch ausgearbeitet. Alle haben ihre spezielle Vergangenheit, die mal klar und deutlich, mal eher angedeutet beschrieben wird. Deutlich beschrieben wird auch das Leben in der Nachkriegszeit. Brennnessel- und Kohlrübensuppe, hauchdünn geschnittene Brotscheiben, Lebensmittelmarken, Tauschhandel und Schwarzmarkt kennen die meisten, wenn überhaupt, nur aus dem Geschichtsunterricht oder aus Erzählungen der (Ur)Großeltern. In diesem Buch wird alles lebendig und anschaulich geschildert.

Sprachlich fand ich das Buch flott geschrieben und flüssig zu lesen. Als der Roman dann Fahrt und Spannung aufgenommen hatte, konnte ich ihn praktisch nicht mehr aus der Hand legen. Es ist eine gelungene Mischung aus Roman und Krimi, gestrickt um tolle und in allen Stärken und Schwächen sehr gut beschriebene Charaktere in einer ebenso authentisch beschriebenen Umgebung. Das Szenario ist so enorm lebendig, man meint an manchen Stellen fast, den Schutt, die Ruinen und Trümmer sehen, den Staub fast riechen zu können. Schade, dass die wirkliche Spannung erst verhältnismäßig spät aufkommt, daher von mir vier Sterne.

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