Montag, 21. Februar 2022

Eddie van Halen. Ein Leben - Paul Brannigan

„Eddie van Halen. Ein Leben“ von Paul Brannigan ist für Fans des Musikers (und vor allem der Band van Halen) sicher ein Schmankerl und die Lektüre ein Muss. Für diejenigen, die noch Fans werden wollen (wie ich zum Beispiel), fand ich das Buch weniger geeignet, denn es konzentriert sich nach ein paar Seiten hauptsächlich auf die Band und deren Werdegang. Es ist mit Sicherheit kein schlechtes Buch und die Recherchearbeit des Autors ein enormer Akt, aber dennoch hat es mich nicht hundertprozentig abgeholt. Oder besser gesagt: ich hatte mir durch den Titel etwas anderes vorgestellt.

Aber von vorn.

Als Sohn niederländischer Einwanderer hatte es Edward Lodewijk van Halen in den 1960er Jahren nicht leicht, in den USA Fuß zu fassen. Sein Bruder Alex übrigens auch nicht. Und sein Weg zum „Mozart der Gitarre“ war steinig. Und vor allem seiner Mutter Eugenia hätte es wohl lieber gesehen, wenn er Informatik studiert hätte. Aber, unter anderem geprägt von ihrem Vater Jan, der Berufsmusiker war, hatten die beiden Söhne andere Pläne. Und die sollten die Musikwelt nachhaltig verändern und prägen. Ursprünglich von Eric Clapton, Led Zeppelin und den Beatles beeinflusst, schuf Eddie van Halen seinen eigenen Stil und wurde in den 1980er Jahren zu einer Ikone an der Gitarre. Neben seinem Werdegang beleuchtet Paul Brannigan hauptsächlich die Geschichte der Band, unterfüttert mit zahllosen Zitaten der Bandmitglieder und Wegbegleiter, ein wahres Schaulaufen des Who-is-Who der Musikwelt. Und natürlich lässt der Autor auch die Sex-Drugs-Rock’n’Roll-Aspekte nicht weg. So schreibt er neben Affären und Band-Streitereien (die Episoden mit Sänger David Lee Roth fand ich nach einer Weile wirklich nervtötend) auch über Eddie van Halens Alkohol- und Kokainsucht und seine mehrfachen Entzugsversuche, seine erste Krebsdiagnose und schließlich seinen Tod 2020 mit 65 Jahren.

So weit so gut.

Insgesamt finde ich das Buch gut und sensibel geschrieben, minutiös recherchiert und aufbereitet, aber es ist nicht das Leben von Eddie van Halen, über das der Autor da in manchmal sehr langen, verschachtelten Sätzen schreibt. Vielmehr ist es die Geschichte der Band Van Halen, zu viele Informationen über David Lee Roth inklusive. Ich möchte in einem Buch mit dem Titel „Eddie van Halen. Ein Leben“ nicht zwingend Roths Geburtsdatum erfahren und dass er wegen seines ADHS Ritalin nahm. Mehr Eddie und weniger Van Halen (die Band) hätte mir besser gefallen, da hat der Autor meiner Meinung nach die Balance nicht hundertprozentig gefunden. Das liegt vielleicht auch daran, dass das Buch auf Sekundärquellen fußt, schließlich hat Paul Brannigan Eddie van Halen nur ein einziges Mal getroffen. Viele Ausführungen und Aneinanderreihungen von Konzerten, Tourneen, Hits, Erfolgen und Misserfolgen hätte ich auch in den Archiven der einschlägigen Musikzeitschriften nachlesen können.

Da mich aber interessiert, wer und wie Eddie van Halen wirklich war, werde ich wohl die Biografie seiner ersten Frau Valerie Bertinelli noch lesen, in der Hoffnung, dass sie mir den wohl sehr sensiblen Musiker näherbringt, den Menschen, der selten zufrieden mit sich und seiner Arbeit und, so scheint es, noch seltener glücklich gewesen ist (David Lee Roth sagte in einem Interview „Ich glaube, dass Eddie van Halen keine zehn Minuten seines Erfolgs wirklich genossen hat.“). Dieses Buch hier lässt mich ziemlich unbefriedigt zurück, daher vergebe ich drei Sterne.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.