Donnerstag, 21. April 2022

Wer älter wird, braucht Spaß im Leben - Bernd Stelter

 Bernd Stelter wurde 2021 60 Jahre alt und nutzte den runden Geburtstag zum Nachdenken. Über das Leben und das Alter. Herausgekommen ist sein Buch „Wer älter wird, braucht Spaß am Leben“. „Ich habe mich auf den Weg gemacht, um herauszufinden, wie das letzte Drittel meines Lebens ein schönes Drittel wird.“, damit nimmt der bekannte Komiker, Kabarettist, Sänger und Schriftsteller sein Publikum mit zu Stationen seines Lebens, ohne aber damit eine Autobiografie zu schreiben. Er streift seine Eltern, das Elternhaus in Unna („Die Erinnerungen an meine Kindheit sind wunderbar.“), die Reise mit seinem Vater in dessen Heimat, sein abgebrochenes Studium und seine Erfolge. Aber er flicht auch Faktenwissen ein, das er durch Gespräche mit Experten zu verschiedenen mit dem Älterwerden verbundenen Themen gewonnen hat. Obwohl das Buch hauptsächlich unterhaltsam war, regte es doch immer wieder zum Nachdenken an.

Aber von vorn.

Meine Oma sagte immer: Alt werden wollen sie alle, alt sein keiner. Und das lese ich so auch aus Bernd Stelters Buch heraus. Denn der 60. Geburtstag markiert den Beginn des dritten Lebensdrittels. „Das erste Drittel gehörte den Eltern, der Tanzschule, der Universität und der S*xschule. Das zweite Drittel gehörte der Familie, dem Reihenhaus, der Karriere und der Midlife-Crisis. Das dritte Drittel gehört mir!“ Und wenn das bedeutet, Junior-Sommelier zu werden oder Holländisch zu lernen, dann ist das so! Und natürlich muss man auch den Körper ein wenig fordern, Mens sana in corpore sano und so.

Als Gesprächspartner konnte er für sein Buch interessante Menschen gewinnen. Mit dem Sportwissenschaftler Prof. Ingo Froböse diskutiert er über Bewegung und Älterwerden. Mit dem Neurowissenschaftler und Gedächtnissportler Boris Nikolai Konrad redet er über einen regen Geist. Der Theologe und Psychiater Dr. Manfred Lütz schrieb in einem seiner Bücher unter anderem den Satz: „Aber mal ganz ehrlich: Es gibt Leute, die leben von morgens bis abends vorbeugend und sterben gesund. Aber auch die sind dann definitiv tot.“ – mit ihm sprach Stelter über die Lust am Leben. Stelter nahm aus den Gesprächen einige Anregung fürs weitere Leben mit – und ich auch. Ebenso aus seinem Gespräch mit Meik Wiking, dem CEO des Happiness Research Institute in Kopenhagen. Mit ihm plauderte er über „lykke“ (dänisch für Glück) und „hygge“ (für dieses Wort aus dem Dänischen und Norwegischen gibt es keine richtige Übersetzung). 

Das Buch ist locker geschrieben, ernste Untertöne findet man eher nur, wenn man sie sucht, aber sie sind da. Bernd Stelter nimmt sich selbst nicht übermäßig ernst, er trägt alles mit Fassung und mit Humor. Er hat vor einigen Jahren sehr viel abgenommen – und wieder zugenommen. Ist gejoggt, hat aufgehört, jetzt geht er zu Fuß zum Bäcker. Und ist zufrieden. Und nicht zuletzt ist es für Bernd Stelter wichtig, ein Mensch zu sein, der die Menschen mag, ein Philanthrop und ein Mensch, der sich an Regeln hält. Erlebnisse sind wichtiger als Besitztümer und Freundlichkeit schreibt er in seinem Leben ganz groß. Er blickt auf ein Leben zurück, über das er sagt: „Ich habe in meinem Leben viel gearbeitet. Ich werde ganz sicher noch ein paar Jahre arbeiten.“ Und „Da habe ich gegenüber den meisten Altersgenossen einen gewaltigen Vorteil. Ich habe keinen Beruf. Ich gehe auf der Bühne meinem Hobby nach.“ Alles in allem liest sich sein Buch so, als sei er mit sich selbst im Reinen. Die beiden Kinder sind „aus dem Gröbsten raus“, er und seine Frau Anke sind seit über 30 Jahren verheiratet, er muss niemandem mehr etwas beweisen. Und schließlich kann man das Älterwerden nicht aufhalten, nur im Rahmen des Möglichen dafür sorgen, dass der Rest des Lebens fröhlicher wird. Auf dass ich in 15 Jahren ebenso optimistisch auf den 60. Geburtstag zusteuern werde!

Von mir 5 Sterne.


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