Mittwoch, 12. Oktober 2022

Maxima Culpa - Joe Bausch mit Bertram Job

 „Maxima Culpa. Jedes Verbrechen beginnt im Kopf“ heißt das neue Buch von Joe Bausch (geschrieben zusammen mit Bertram Job). Entsprechend dem Titel konzentriert sich der Mediziner auf Verbrechen, die von langer Hand geplant sind, also vorher „im Kopf“ entstanden. Dabei beschreibt der ehemalige Anstaltsarzt der JVA Werl in diesem Buch keine eigenen Erfahrungen mit Straftätern, sondern (seiner Meinung nach) besonders spannende und spektakuläre Kriminalfälle quer durch die Geschichte. Das Buch ist also voll spannender Fakten Hintergründe, weshalb es für mich als Hörbuch nicht funktionierte. Bei so viel geballter Information wünsche ich mir, hin- und herblättern und das ein oder andere nachlesen zu können, was bei einem Hörbuch nicht so einfach ist. Zudem liegt mir Joe Bausch als Sprecher seines eigenen Textes nur bedingt, weshalb mir das Buch zwar inhaltlich sehr zugesagt hat, als Hörbuch für mich aber ein Reinfall war. 

Aber von vorn.

Jedes der Kapitel widmet Joe Bausch einem Fall, der seinerzeit (mediales) Aufsehen erregt hat. So schreibt er zum Beispiel über (versuchte) Giftmorde wie den Fall der vergifteten Pausenbrote von Mitarbeitern einer Bielefelder Firma oder über einen Mann, der versuchte, seine schwangere ehemalige Freundin zu vergiften, weil sie sich zu Beginn der Schwangerschaft von ihm getrennt hat. Er räumt so mit dem Mythos auf, dass Giftmorde eher von Frauen verübt werden.  Mit dem „Maskenmann“, der über Jahre Sexualstraftaten an Kindern verübte, zeigt er, dass viele Täter nach außen völlig unscheinbar sind und unauffällig leben. Das tat auch der Mann, der vor Jahren auf der britischen Kanalinsel Jersey mehrere Frauen vergewaltigt hat. Weitere Kapitel behandeln Mörder in medizinischen oder Pflegeberufen, wie beispielsweise den englischen Arzt Dr. Harold Shipman. Pathologische Kriminelle und Menschen mit schweren seelischen Abartigkeiten gibt es in allen gesellschaftlichen Schichten. 

In seinem aktuellen Buch konzentriert der Autor sich ausschließlich auf Täter, die ihre Taten von langer Hand geplant haben. Von den „Grundfällen“ zieht er Querverweise zu Taten, die so oder so ähnlich in der Vergangenheit (bis hin in die Antike) irgendwo auf der Welt verübt wurden. Die meisten Leser/Hörer des Buchs werden wohl, wie ich auch, oft wissend genickt haben. Hörer von True-Crime-Podcasts oder schlicht Zeitungsleser werden die meisten Fälle kennen. Daher fand ich auch das immer wieder auftauchende „Name geändert“ irgendwann nervig. Da hätte ein Hinweis im Vorwort für mich durchaus gereicht. Viele der Fälle und auch die Namen Täter (so bekannt) kann man übrigens ohne Probleme im Internet finden 

So sehr ich Joe Bausch und seine Expertise schätze, so groß waren meine Schwierigkeiten mit der Art und Weise, wie er das Buch liest. Sein rollendes R und die Aussprache der Zischlaute waren für mich gewöhnungsbedürftig und manchmal fehlte mir der „überspringende Funke“, die Begeisterung über das Selbstgeschriebene, was ich sonst erlebe, wenn Autoren ihr eigenes Werk lesen. Auch schafft er es, gleichzeitig sehr akzentuiert wie auch verwaschen zu lesen, oft hastig und Silben verschluckend und an manchen Stellen holpert er, als läse er einen fremden Text und nicht seinen eigenen. 

Das Buch an sich also bekommt von mir, wie auch die anderen von Joe Bausch, die volle Punktzahl. Es ist vollgepackt mit spannenden Informationen und man kann an jeder Stelle merken, dass der Autor ein großes, fundiertes Wissen hat und weiß, wovon er schreibt. Das Hörbuch funktionierte für mich allerdings nicht, das ist aber nicht dessen Fehler. Deshalb vergebe ich insgesamt vier Punkte. 


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