Freitag, 21. Oktober 2022

Sylter Sünden - Ben Kryst Tomasson

 „Sylter Sünden“ ist bereits der 7. Teil von Ben Kryst Tomassons Serie um LKA-Ermittlerin Kari Blom und Kriminalkommissar Jonas Voss. Für mich war es das erste Buch des Autors, aber da es mir sehr gut gefallen hat, vermutlich nicht das letzte. Verständnisprobleme hatte ich trotz der fehlenden Vorkenntnisse keine. Das Buch ist zwar ein Krimi, aber es hat mich durchaus an vielen Stellen zum Lachen gebracht. 

Aber von vorn.

Kari ermittelt undercover, getarnt als Kellnerin im Restaurant eines Golfplatzes auf Sylt. Ein Jugendlicher wurde auf dem Golfplatz angeschossen und sie soll herausfinden, wer der Schütze war und woher die Waffe stammte. Parallel dazu geht es im Golfclub hoch her: Adrian Hoffmann, Sohn eines Bauunternehmers, ehelicht Sarah Jessen, deren Familie eine Baustoff-Firma besitzt. Eine echte Promi-Hochzeit, weshalb neben Journalisten auch die Polizei vor Ort ist. Neben Beamten der Schutzpolizei sind auch Hanna Behrends und ihr Kollege Kommissar Jonas Voss auf der Hochzeit, letzterer steht selbst kurz vor der Heirat mit Kari. Doch die Ehe von Adrian und Sarah dauert nur kurz, einige Stunden nach der Trauung wird der Bräutigam erschlagen auf dem Golfplatz aufgefunden. Und die Polizei stellt fest, dass es in dem Fall einige Verdächtige gibt, Dinge wie Rache, Erpressung, Eifersucht und Geld stehen im Raum und alte Freund- und Feindschaften aus dem Umfeld des Opfers werden ausgegraben. Jonas und Kari geraten in eine Art Kompetenzgerangel, was ihre Beziehung auf eine harte Probe stellt. Außerdem „pfuschen“ ihnen vier rüstige Damen ins Handwerk. Die Häkelmafia lässt es sich nämlich nicht nehmen, Finger und Nasen in alles zu stecken, was sie interessiert. Und dann wird eine weitere Leiche in unmittelbarer Nähe des Golfplatzes gefunden.

Sprachlich fand ich das Buch sehr flüssig zu lesen, da war es für mich eine echte Entspannungslektüre. Dabei war es inhaltlich eine echte Spannungslektüre, denn durch die beiden parallel verlaufenden Fälle, in denen zwei parallel miteinander (und zum Teil eher gegeneinander) arbeitende Ermittler fand ich das Buch vielschichtig und gut konstruiert. Und dann sind da natürlich auch noch die vielen sehr unterschiedlich angesiedelten Verdächtigen, die dem Buch so richtig Spannung verleihen. Und dann die Häkelmafia! Was soll ich zu dem schrullig-liebenswerten Quartett aus Witta, Grethe, Alma und Marijke sagen? Sie sind für mich das Element, das das Buch zum absoluten Spaß machte. Ihre Mischung aus Miss Marple und Kaffeekränzchen-Damen fand ich einfach nur perfekt.

Die Spannungskurve des Buchs ist für mich nicht ganz konstant, das viele Hin und Her zwischen Kari und Jonas mag für Kenner der Serie interessant sein, für mich als Neuling war es das nicht und bremste die Geschichte ein wenig aus. Dennoch bleibt ein solider Krimi mit einem schlüssigen Ende, das mich tatsächlich überrascht hat. Bis zum Schluss war ich bei meiner Tätersuche immer wieder auf falschen Fährten.  Etwas schade finde ich, dass der Autor sehr oft sehr klischeehaft schreibt, je reicher nämlich die Charaktere sind, desto schnöseliger und arroganter sind sie meistens auch. Zudem sind die Protagonisten zwar gut ausgearbeitet, aber für mich ein wenig zu platt. Vielleicht fehlt mir da doch ein bisschen Hintergrundwissen, aber ich konnte mit niemandem außerhalb der Häkelmafia wirklich warm werden. Dass der Krimi auf Sylt spielt, kommt für mich zu wenig zum Tragen. Das Schicki-Micki-Golf-Resort hätte durchaus auch anderswo sein können, Sylt-spezifische Merkmale konnte ich in der Geschichte so gut wie keine erkennen. Das tat meiner Lesefreude allerdings wenig Abbruch, deshalb vergebe ich für das Buch vier Sterne.



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