Dienstag, 12. März 2024

Erinnere dich! - Max Reiter

„Erinnere dich“ von Max Reiter ist ein Buch, das mich gelinde gesagt ziemlich ratlos zurücklässt. Einerseits ist es ein teilweise rasant spannender Krimi, andererseits fand ich die Geschichte hanebüchen konstruiert und stellenweise langatmig und oberflächlich. Das finde ich angesichts der sehr guten Ideen dahinter sehr schade und der Autor hat das Potential der Thematik für mich bei weitem nicht ausgeschöpft. Die Lektüre hat mich allerdings erschöpft und ich musste mich durch das Buch Seite für Seite durchkämpfen. 

Aber von vorn.

Arno Seitz lebt ein ruhiges Leben in Berlin. Er ist Dozent für Literaturwissenschaften an der Universität, hat eine Fernbeziehung zu Kaitlan, die in den USA lebt und ein schwieriges Verhältnis zu seinem alkoholkranken Vater. Als er zum Treffen zum 20-jährigen Abitur eingeladen wird, bekommt sein beschauliches Leben einen Knacks. Er bekommt ein Handy zugeschickt, über das eine anonyme Person, die sich selbst „Lost and Found“ nennt, Kontakt mit ihm aufnimmt. Plötzlich sind da Erinnerungen an seine erste große Liebe Maja, die vor 20 Jahren bei einer Wanderung spurlos verschwunden ist. Lost and Found scheint überzeugt zu sein, dass Arno der Mörder von Maja ist, schließlich war er der letzte, der sie lebend gesehen hat. Lost and Found fordert ihn bei jedem Kontakt auf: „Erinnere dich!“ Arno findet sich unversehens in einem Strudel der Erinnerungen wieder. Die Frage ist nur: sind diese echt?

Der Schreibstil des Autors ist flüssig, erzählt wird die Geschichte aus Sicht des Protagonisten in der Ich-Form. So viel zum positiven Aspekt des Buchs, das für mich allerhöchstens ein Krimi war, aber ganz sicher kein Thriller. Dafür fand ich die Geschichte zu konstruiert und alles in allem fehlte mir über weite Teile die Spannung. Gegen Ende nahm diese für mich ein bisschen an Fahrt auf, da hatte ich die Lust an dem Buch aber schon verloren und wollte nur noch wissen, wie es ausgeht. Die Charaktere fand ich etwas blass und eindimensional, zudem konnte ich keinen sympathisch finden. Am unsympathischsten fand ich den Protagonisten und seinen Hang zum Alkohol, vor allem deshalb, weil er seinem Vater dessen Alkoholismus zum Vorwurf macht.  

Einzig die düster-beklemmende Atmosphäre des Buchs fand ich gelungen. Die wachsende Verzweiflung und Verunsicherung des Protagonisten, gepaart mit seinen ständigen Selbstzweifeln, weil er selbst nicht mehr weiß, ob er Majas Mörder ist, waren fast physisch greifbar. Dazu kommt immer wieder das manipulativ-fordernde „Erinnere dich!“ von Lost and Found, was nach und nach dazu führt, dass Arnos Leben immer mehr aus den Fugen gerät und der eher gefestigte Uni-Dozent immer mehr abrutscht. Hätte der Autor auf diese Spannung aufgebaut, wäre es ein hervorragender und enorm spannender Thriller geworden. Dazu die psychologische Komponente von False Memory, Schuldgefühlen, Verdrängung und Eifersucht – was für eine potente Mischung! Leider konnte der Autor für mich die Themen zu wenig ausbauen und verrennt sich zu sehr in Belanglosigkeiten wie die zum Teil misogyn angehauchten oberflächlichen Gedankengänge des Protagonisten. Auch die letztendliche Auflösung des Falls war für mich zu sehr an den Haaren herbeigezogen. 

Dieses Buch wird mir nicht in Erinnerung bleiben, für mich war es eine Enttäuschung. Daher gibt es von mir wegen der guten Idee dahinter zwei Sterne. 


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