„Gefährliches Komplott“ war seit vielen Jahren das erste Buch von David Baldacci, das ich gelesen habe. Und ich muss sagen, dass ich mich mit dem Werk etwas schwergetan habe. Ich habe sehr lange gebraucht, um damit warmzuwerden. Da das Buch aber sehr lang ist und sich die erste Hälfte der fast 500 Seiten für mich zog wie Kaugummi, hatte ich eine Menge Zeit, mich in die Handlung einzufinden. In der zweiten Hälfte flog ich dann durch die Seiten, gepackt von Spannung und dem Wunsch, endlich zu wissen, wer hinter allem steckt. Ich bin gegenüber „Gefährliches Komplott“ also sehr zwiegespalten.
Aber von vorn.
Die ehemalige Polizistin Mickey Gibson ist alleinerziehende Mutter und arbeitet bei einer Firma, die online Steuer- und Kreditbetrüger sucht. Nach dem erfolgreichen Abschluss einer Ermittlung ruft eine Fremde sie an und gibt sich als Assistentin ihres Vorgesetzten aus. Ihr neuer Auftrag: sie soll für eine Zwangsversteigerung eine Inventur der Inneneinrichtung eines Landsitzes machen. Dort angekommen findet sie in einem geheimen Raum eine männliche Leiche, mutmaßlich die des Eigentümers Rutger Novak. Der ehemaliger Waffenhändler Novak ist für die Ermittlungsbehörden kein Unbekannter. Schnell stellt sich aber zweierlei heraus: erstens ist Rutger Novak nicht der Besitzer des Hauses und zweitens handelt es sich bei der Leiche um Daniel Pottinger, den Mann, dem das Haus tatsächlich gehörte. Ehe Mickey es sich versieht, ist sie die Hauptverdächtige in einem Mordfall. Um aus der ganzen Sache wieder herauszukommen, muss sie den wahren Mörder finden und dessen Motive ergründen. Wenig hilfreich ist dabei, dass ihre Auftraggeberin Mickey von einer gefährlichen Situation in die nächste schickt. Kann Mickey sie enttarnen und den Fall lösen, bevor ihr alles um die Ohren fliegt?
Die Geschichte wird in zwei Erzählsträngen erzählt. Mickey Gibson steht im Zentrum des einen, die anonyme Aufraggeberin, die sich mal Arlene Robinson, mal Clarisse nennt, des anderen Stranges. Auf beiden Seiten sind zielstrebige Frauen, die genau wissen, was sie wollen. Die Frage ist bei den beiden nur, ob sie dasselbe wollen. Mickey hat neben ihren Ermittlungen auch die Betreuung und Erziehung ihrer beiden Kinder zu meistern. Arlene ist enorm gut organisiert, ihr Leben scheint zu großen Teilen aus Notizbüchern, verschiedenen Identitäten und den dazu passenden Verkleidungen zu bestehen. Neben den beiden starken Protagonistinnen fallen alle anderen Charaktere ab, obwohl David Baldacci alle gründlich ausarbeitet und gut beschreibt. Alles in allem fand ich das Buch personenmäßig überladen und dadurch etwas unübersichtlich.
Der Spannungsbogen war für mich ein stetes Auf und Ab, mal ist das Buch so spannend, dass ich es nicht aus der Hand legen konnte, mal lud es zum Querlesen ein. Lange Zeit bestand für mich die Spannung hauptsächlich darin, zu ergründen, wohin das Buch überhaupt führen würde. Wer Jäger und wer Gejagter ist, stellt sich erst nach einiger Zeit heraus. Sprachlich lässt das Buch sich flüssig lesen, allerdings finde ich es etwas lang, was für mich zu Lasten der Spannung ging. Die Geschichte ist extrem gut konstruiert, nach unzähligen (auch völlig unerwarteten) Wendungen es gibt keine losen Enden zum Schluss und trotzdem hat mich das Buch nicht hundertprozentig überzeugt. Das ständige Hin und Her zwischen verschiedenen Tatorten, Mickeys unzählige Arbeitstheorien zu Motiven, Tätern und dazu, wer sich hinter der mysteriösen Arlene Robinson verbirgt – das alles wiederholt sich für mich zu oft und manchmal dachte ich einfach nur, der Autor solle endlich zum Punkt kommen. Als er dann allerdings zum Punkt kommt und es auf den Schluss zugeht, passieren sehr viele Dinge gleichzeitig und das Ende wirkt etwas überhastet und fast lieblos, als seien ihm die Ideen ausgegangen.
Vielleicht habe ich auch einfach zu hohe Erwartungen, schließlich handelt es sich um einen Thriller und nicht um hohe Literatur. Daher kann ich dieses Buch allen Fans von David Baldacci empfehlen und allen, die clever konstruierte und verworrene Thriller mit starken Ermittlerinnen mögen. Von mir gibt es dennoch nur drei Sterne, da ich vom Autor eigentlich Besseres gewohnt bin.
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