Montag, 9. November 2020

Wenn du mich heute wieder fragen würdest - Mary Beth Keane

„Wenn du mich heute wieder fragen würdest“ von Mary Beth Keane ist ein Roman, der mich etwas ratlos zurücklässt, denn er passte für mich von Anfang an in kein Genre so richtig. Es ist kein Familienroman, obwohl er von den beiden Familien Gleeson und Stanhope handelt. Es ist kein Polizeiroman und ganz sicher kein Krimi, obwohl Francis Gleeson und Brian Stanhope Polizeibeamte sind. Ich würde sagen, dass es am ehesten eine Mischung aus Drama, Coming-of-Age-Roman und Psychogramm ist, dazu die Geschichte von Liebe und Freundschaft.

Das Buch beginnt in den 1970er-Jahren und erzählt die Geschichten der beiden Familien, die nicht nur dadurch miteinander verwoben ist, dass Brian und Francis Kollegen und später Nachbarn sind. Spätestens, als sich Peter, der Stanhope-Spross und Kate, die jüngste Tochter der Familie Gleeson ineinander verlieben. Dieser Umstand setzt eine Dynamik zwischen den beiden Familien in Gang, die Dinge auslöst, die sie für immer prägen wird.

Das Buch ist berührend und fesselnd, ohne wirklich aufregend oder spannend zu sein. Am Anfang hatte ich Probleme, in das Buch hineinzufinden, da scheinbar nicht wirklich was passiert. Aber tatsächlich passiert ständig etwas, man muss es nur finden. Die Autorin hat in ihrem Roman sehr viele Themen wie psychische Probleme, Verlust, Schuld und Alkoholismus verarbeitet. Die latente Spannung und vieles, was zwischen den Zeilen zu finden ist (also zumindest für mich), machte es für mich nach ein paar Dutzend Seiten sehr schwer, das Buch aus der Hand zu legen, da ich viel zu neugierig war, wie es denn weitergeht.

Die Sprache ist einfach und flüssig, die Charaktere bis ins Detail gut ausgearbeitet und hervorragend beschrieben. Den von der Autorin geschilderten Umgang mit psychischen Erkrankungen und vor allem auch mit Alkoholismus fand ich sehr realistisch (wenn auch nicht wirklich akzeptabel), auch in meiner Familie wurde Bier nicht als Alkohol und Alkoholismus nicht als Krankheit angesehen.

Leider hat das Buch ein paar Längen und nicht nur einmal habe ich mich gefragt, wo das alles hinführen wird. Der Schluss macht die Geschichte allerdings zu einer runden Sache und eigentlich sollte ich es mit dem Wissen vom Schluss, direkt noch einmal lesen. Für mich ein gewöhnungsbedürftiges, aber unterhaltsames und nachdenklich machendes Buch, aus dem ich einiges mitnehmen konnte. Übers Schicksal und das, was wir daraus machen, über Familienzusammenhalt und über das, was uns zu dem macht, wer wir sind. Daher von mir solide 5 Sterne.

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