Bodenständiger Krimi mit (für mich) überraschendem Ende – so kann ich „Akte Nordsee - Der Teufelshof“, den neuen Fentje-Jacobsen-Krimi aus der Feder von Eva Almstädt knapp und auf den Punkt beschreiben. Aber natürlich gibt es zu dem Buch noch mehr zu sagen. Fakt ist aber: der zweite Teil der Reihe um die junge Anwältin ist ein ruhiger, überwiegend unblutiger Krimi mit sympathischen Charakteren und einer gut ausgearbeiteten Geschichte und einem Schluss, der mich etwas zwiegespalten zurücklässt.
Aber von vorn.
Henning Fehnsen, ein Nachbar und alter Freund von Anwältin Fentje Jacobsen feiert seine Hochzeit mit Anna mit einem großen Fest. Am nächsten Morgen findet eine Nachbarin Hennings Eltern erschossen in ihrem Haus, Henning selbst ist schwer verletzt. Anna wird nach langer Suche völlig verstört in der Scheune gefunden, sie ist von Anfang an die Hauptverdächtige für die Polizei und für viele, die die Familie kennen. Viele glauben, die junge Frau, die aus Lettland für ein landwirtschaftliches Praktikum nach Deutschland gekommen ist, nur auf der Suche nach einem deutschen Mann war. Und jetzt ist sie auch noch schwanger!
Fentje beschließt, Anna anwaltlich zu vertreten und beginnt, eigene Nachforschungen anzustellen. Dabei trifft sie auf einen alten Bekannten: der Journalist Niklas John ist ebenfalls an dem Fall dran, wenn auch aus anderen Gründen. Er und Anna waren früher einmal ein Paar. Und da ist dann auch noch Annas Ex-Mann Thomas Mayer, der einen eher zweifelhaften Ruf genießt. Aber wäre er zu einem Doppelmord fähig? Als dann ein Brandanschlag auf die Wohnung von Niklas verübt und Fentje überfallen wird, beginnen die Dinge, sich zu überschlagen.
Wenn man ruhige und gut konstruierte Krimis in angenehmer Sprache sucht, ist man bei Eva Almstädt immer an der richtigen Adresse. Schon mit ihrer Pia Korittki-Serie konnte die Autorin punkten und die detektivisch veranlagte, engagierte Anwältin Fentje Jacobsen als zentrale Figur in ihrer neuen Reihe ist ebenso ein Garant für spannende Unterhaltung mit der Aufforderung zum Miträtseln. Zusammen mit ihrem Gegenpart/Mitstreiter, dem Journalisten Niklas John, bildet sie ein interessantes Duo.
Das Buch ist der zweite Teil einer Serie, kann natürlich auch allein gelesen und verstanden werden, aber die Lektüre des ersten Bandes („Akte Nordsee – Am dunklen Wasser“) kann ich nur empfehlen. Einige Elemente aus dem ersten Teil werden „weitergesponnen“, so beispielsweise Fentjes Leben auf dem Hof ihrer Familie samt ihrer Nichte Sofia und ihrer Großmutter Gretje, einem echten norddeutschen Original. Eines der größten Probleme von Oma Gretje ist auf jeden Fall nicht ihre eigene zunehmende Tüddeligkeit, sondern die Tatsache, dass Fentje nach wie vor nicht verheiratet ist.
Die gut und facettenreich ausgearbeiteten Charaktere sind neben den verschiedenen Erzählperspektiven und der stellenweise beklemmenden Atmosphäre ein tragendes Element des Krimis. Allerdings kommt der stellenweise so ruhig daher, dass er ein paar Längen hat. Alles in allem ist er allerdings spannend und sehr gut konzipiert, wenn auch der Schluss für mich zwar stimmig ist, aber etwas überstürzt und überraschend kam. So überraschend, dass er für mich nicht hundertprozentig zum Rest des Buchs passt. Schade fand ich auch, dass die Geschichte hinter dem Titel „Teufelshof“ zwar sehr kurz erzählt wird, aber nicht wirklich etwas mit der Krimi-Handlung zu tun hat. Allerdings fand ich das Buch alles in allem besser als den ersten Teil der Reihe, die Entwicklung der Charaktere ist deutlich zu erkennen und ich freue mich jetzt schon auf den nächsten Band. Einziger Kritikpunkt für mich bleibt also der überstürzte Schluss und daher vergebe ich vier Punkte.
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