„Schneesturm“ war das erste Buch der irischen Autorin Triona Walsh, das ich gelesen habe. Da ich aber mit ihrem Stil nicht ganz warm werden konnte, wird es vermutlich auch das letzte bleiben. Dabei ist die Idee hinter dem Krimi wirklich gut, richtig schlecht erzählt ist die Geschichte auch nicht, aber so ganz konnte die Autorin mich einfach nicht für sich gewinnen. Der Krimi wirkt durch die viele Bewegung der Charaktere (und das meine ich wörtlich: jeder scheint irgendwie ständig irgendwohin unterwegs zu sein) ein bisschen verfahren. Dazu gibt es den Schneesturm und Tote. Leidlich unterhaltsam ja, aber nicht wirklich gut.
Inishmore ist eine Insel mit rund 900 Einwohnern an der
irischen Küste. Cara hat es dort wirklich nicht leicht. Als Polizistin hat sie
kaum Autorität und ist eine Außenseiterin, die Einheimischen ignorieren sie
gerne, da sie kein Gälisch spricht und dazu noch rote Haare hat, was laut des
Aberglaubens der Ewiggestrigen Unglück bringen soll. Dass sie mit einem „von
ihnen“ verheiratet war, zählt nicht, schließlich ist ihr Mann Cieran schon seit
zehn Jahren tot. Anlässlich seines Todestages trifft sich der damalige Freundeskreis
zu Silvester auf der Insel. Die frühere Vertrautheit und Freundschaft stellen
sich aber nicht mehr ein. Es wird gestichelt und gestritten und als an den
Steilklippen eine Leiche gefunden wird, kippt die Stimmung plötzlich völlig. Durch
den Schneesturm kann niemand die Insel verlassen, der Mörder muss also noch vor
Ort sein. Obwohl Cara als einfache Garda weder die Erfahrung noch die Kompetenz
hat, beginnt sie zu ermitteln. Es bleibt ihr ja wenig anderes übrig, da wegen
des Sturms auch keine Ermittler auf die Insel kommen können. Nach und nach
kommen bei allen Beteiligten Geheimnisse und Lügen ans Tageslicht. Wem kann Cara
überhaupt noch trauen, da zu ihrer eigenen Überraschung jeder, mit dem sie es
zu tun hat, etwas zu verstecken zu haben scheint?
Die Idee, die hinter „Schneesturm“ steckt, ist wirklich gut.
Aber manchmal hatte ich das Gefühl, die Autorin wollte schlicht zu viel.
Freundschaften, Feindschaften, Drogen, ein Schneesturm, Leichen, dann ein eher undurchsichtiges
Doppelgänger-Spiel noch einiges mehr versucht sie verzweifelt in ihrem Krimi
stimmig zu verarbeiten und leider gelingt es ihr in der Hauptsache nicht
wirklich gut. Außer dem tollen Insel-Setting, das die Autorin in seiner
Beklemmung und Düsternis wirklich gut einfängt, konnte mich nichts packen. Vor
allem mit den Charakteren konnte sie bei mir nicht punkten. Am authentischsten
fand ich Patrick Kelly, den seltsamen Stalker, der ist mir ans Herz gewachsen. Wirklich
gut beschrieben fand ich eigentlich außer ihm keinen, dazu kamen langatmige,
gewollt ausschweifende pseudo-poetische Passagen, die für mich die ganze
Geschichte zäh und über weite Strecken quälend langweilig gemacht haben. Außerdem
lässt die Autorin so gut wie kein Klischee aus: Cara hat rote Haare. Rothaarige
Frauen bringen Unglück. Und Bewohner abgelegener Inseln sind immer alle
hinterwäldlerisch und abergläubisch.
Die Übersetzung fand ich gelungen und die vielen Sätze auf
Gälisch waren sicher passend. Da ich aber nur sehr wenig Gälisch spreche,
wusste ich außer bei den Namen bei den meisten Wörtern nicht, wie man sie
ausspricht, was mir den Lesefluss wirklich störte. Der Schluss der Geschichte ist
gleichermaßen stimmig und für mich völlig überzogen. Denn natürlich löst Cara
den Fall. Aber dass sie ihre Ermittlungsergebnisse in einem seitenlangen
Monolog präsentieren muss, gab dem Buch für mich den Rest. Spätestens da habe
ich so quergelesen, dass ich beinahe versäumt hätte, wer jetzt tatsächlich
hinter allem steckt. Bei Krimis bin ich wirklich kein anspruchsvoller Leser,
aber das Buch blieb sogar hinter meinen Erwartungen weit zurück. So viel nicht
ausgeschöpftes Potential! Daher kann ich es nicht wirklich weiterempfehlen und
vergebe zwei Sterne.
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