„Harter Schnitt“ ist der fünfte Teil von Karin Slaughters „Georgia“-Reihe um Special Agent Will Trent vom Georgia Bureau of Investigation. Ursprünglich erschien das Buch 2013, jetzt liegt die Neu-Auflage vor. Für mich ganz klar nicht das beste Werk von Karin Slaughter, aber es bringt der Leserschaft die tragenden Personen der Serie etwas näher, denn Will Trent, Dr. Sara Linton, Faith Mitchell und natürlich auch Amanda Wagner sind „alte Bekannte“.
Aber von vorn.
Vier Monate nach der Geburt ihrer Tochter Emma ist Faith
Mitchell wieder zurück im Dienst des GBI. Während sie arbeitet, kümmert sich ihre
63jährige Mutter Evelyn um das Baby. Als Faith die pensionierte Polizistin telefonisch
nicht erreichen kann, schrillen bei ihr die Alarmglocken. Und tatsächlich
wartet zu Hause der blanke Horror auf sie: Blutflecken überall, eine Leiche in
der Küche und zwei bewaffnete Männer im Haus – von Emma und Evelyn ist aber
nichts zu sehen. Ein Mann wird vor Faiths Augen erschossen, der Schütze flieht
durch den Garten, wo er zwei Nachbarskinder bedroht. Faith erschießt ihn. In
Gartenlaube findet sie Emma, gut versteckt unter einem Bündel Decken, von
Evelyn fehlt allerdings jede Spur. „»Du weißt, weswegen wir hier sind. Gib es
uns, und wir lassen sie gehen.«“ – das hatte einer der Verbrecher zu Faith
gesagt, als sie ihn im Haus stellte. Aber Faith weiß nichts. Gegen ihre Mutter
war vor vier Jahren intern ermittelt worden, ausgerechnet von Faiths Partner,
Agent Will Trent. Sechs ihrer Kollegen waren wegen Bestechlichkeit und
Unterschlagung (sie hatten bei Verhaftungen bei Drogendelikten Geld abgezweigt)
ins Gefängnis gekommen. Captain Mitchell war ungestraft davongekommen. Ist sie doch
korrupt und hat sie dadurch etwas aus der Vergangenheit eingeholt? Hat sie doch
Geld beiseitegeschafft? Fest steht: Faith und Will müssten sie finden, bevor es
zu spät ist.
Bei „Harter Schnitt“ geht Karin Slaughter, wie gewohnt, in
die Vollen. Die übliche Gewalt und Brutalität, einige Tote, Verletzte und
Verstümmelte, werden verknüpft mit einem bisschen Drama und dem persönlichem
Schicksal eines der Protagonisten (dieses Mal ist es Faith Mitchell). Allerdings
schöpft sie auch bei den Charakteren aus den Vollen und manchmal fühlte ich
mich von der Vielzahl der auftauchenden (und sehr oft auch wieder abtretenden)
Personen etwas überfordert. Wer gehörte jetzt zu welchem Clan? Eigentlich ist
es aber auch egal, denn meistens spielt es für den Verlauf des Buchs und die
Lösung des Falls ohnehin keine Rolle. Die Geschichte fand ich ohnehin ein
bisschen sehr konstruiert, aber durchaus gut erzählt und der Schluss ist
stimmig. Gekonnt bringt die Autorin ihrer Leserschaft Faith und ihre Familie näher,
man versteht, wie nah sich Faith und Evelyn stehen, was Amanda Wagner mit
alldem zu tun hat und wieso Faiths Verhältnis zu ihrem Bruder Zeke so verfahren
ist. Und natürlich findet auch die aufkeimende Liebschaft zwischen dem immer
noch mit Angie verheirateten Agent Will Trent und der verwitweten Dr. Sara
Linton wieder ihren Platz.
Sprachlich ist das Buch so, wie ich es von Karin Slaughter
nicht anders erwartet habe: blutig und brutal, auch bei der Wortwahl ist die
Autorin nicht zimperlich. Es wird geflucht und wüst beschimpft. Die Spannungskurve war eine Berg- und Talfahrt
mit ein paar Längen. Lang fand ich auch die Kapitel, selbst als Kenner von
Karin Slaughters Werken hat mich der Umfang manchmal ein bisschen erschlagen.
Weniger erschlagen, sondern viel eher geärgert, haben mich einige
Rechtschreibfehler. Da hätten Buch und Autorin mehr Sorgfalt verdient. Ich
empfehle allen „Slaughter-Neulingen“, vor „Harter Schnitt“ die anderen Bücher
der Serie in der richtigen Reihenfolge zu lesen. Natürlich kann man das Buch
auch ohne Vorkenntnisse verstehen, sie machen aber vieles leichter.
Ich empfehle das Buch gerne weiter, ziehe in meiner
Bewertung aber wegen der Längen und der handwerklichen Fehler in der
Übersetzung einen Stern ab. Von mir vier Sterne.
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