Freitag, 21. November 2025

Junge Frau mit Katze - Daniela Dröscher

Nach „Lügen über  meine Mutter“ hat Daniela Dröscher jetzt mit „Junge Frau mit Katze“ eine Art Fortsetzung vorgelegt. Ich war auf das Buch sehr gespannt, aber jetzt, wo ich es durchgelesen habe, lässt es  mich zwiegespalten zurück. Sprachlich ist es angenehm zu lesen, inhaltlich finde ich es in vielerlei Hinsicht schwierig.

Aber von vorn.

Ela liegt in den letzten Zügen ihrer Promotion. Sie hat ihre Dissertationsschrift abgegeben, jetzt steht noch die mündliche Verteidigung an. Ihr Körper droht, ihr einen Strich durch die Rechnung zu machen. Auf eine Kehlkopfentzündung folgen verschiedenste Krankheitssymptome und eine Ärzte-Odyssee samt Untersuchungsmarathon. Unterstützt wird sie von ihrer Freundin Leo und ihrem namenlosen Bruder. Der lebt aber mit seinem Lebensgefährten in London, steht selbst kurz vor der Heirat, aber er hilft Ela im Rahmen seiner Möglichkeiten so gut er kann. Mit ihrer Mutter verkehrt Ela telefonisch, ihre Gespräche drehen sich überwiegend um Krankheiten. 

Da ich selbst mit einem Hypochonder in der Familie aufgewachsen bin, weiß ich, wie viel Raum die Psyche bei Krankheiten einnehmen kann. Die Arztbesuche, das Hineinhorchen in den eigenen Körper auf der Suche nach Symptomen, nur, um dann die gestellten Diagnosen sofort in Frage zu stellen – das ist mir alles bekannt. Auch bei Daniela Dröschers Protagonistin Ela ist es nicht anders, wobei sie dazu auch noch sehr widersprüchlich und reichlich medizinisch unbedarft daher kommt. Bei meiner eigenen Hashimoto-Diagnose habe ich mich in die Literatur gekniet, alles gelesen, was mir unter die Finger kam. Auch habe ich die Hormone einfach genommen, die mir der Arzt verschrieben hat, denn nur die Medikamente, die man nimmt, können auch wirken! Aber gut, da ist jeder wohl anders. 

Mir ging ihr „Ärzte-Hopping“ leider ein bisschen auf die Nerven, zumal sie sich auch auf Anregung ihrer Freundin Leo an eine Heilpraktikerin wendet, die ihr etwas von Chakren und Akupunktur vorschwurbelt. Außerdem schreibt sie, die Dosierung ihres Schilddrüsenhormons sei 25 Milligramm. Diese Hormone gibt es ausschließlich in Mikrogramm-Dosen. Und dann noch das gern genommene Chemie-Bashing. Bei dem Spray zur Behandlung ihrer Kehlkopfentzündung konstatiert sie „Es schmeckte widerwärtig, nach Chemie.“ Alles auf dieser Welt ist Chemie, nicht zuletzt auch Luft und Wasser. Und überhaupt, wie schmeckt Chemie eigentlich? 

Ein kleines Bisschen Gesellschaftskritik findet sich erfreulicherweise im Buch auch. Das, was Dr. Wilhelm sagt, hat nämlich im Großen und Ganzen Hand und Fuß. Vor allem, dass zu wenig geforscht wird, weil Frauen in der Medizin weniger vorkommen als Männer. „Hashimoto ist eine Frauenkrankheit“ – da stimme ich ihm zwar nicht komplett zu, es reicht aber aus, um mangelnde Forschung zu erklären. Dass Frauen weniger ernst genommen werden, wenn sie krank sind, ist kein Geheimnis und das erfährt auch Ela immer wieder. Allerdings ist sie für viele ihrer Ärzte und ihre Therapeutin auch sehr anstrengend und dass sie dazu neigt, empfohlene Therapien zu verweigern, macht die Sache nicht einfacher. Beeindruckend fand ich allerdings, dass sie aufwändige Untersuchungen wie EEG, MRT und Magenspiegelung problemlos und ohne lange Wartezeiten zu bekommen scheint.

Sprachlich fand ich das Buch sehr angenehm zu lesen, der Inhalt war leider nichts für mich und der Protagonistin konnte ich nichts abgewinnen. Obwohl wir uns in vielen Dingen ähneln, konnte ich für sie keinerlei Sympathie empfinden oder gar Nähe zu ihr aufbauen. Da konnte weder die Liebesgeschichte noch der Schluss etwas retten, obwohl ich den metaphorisch sehr stimmig fand: Mutter und Tochter beim gemeinsamen „sich Freischwimmen“. Von mir gibt es zwei Sterne. 


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