Nach „Bornholmer Finale“ dachte ich eigentlich, dass Katharina Peters die Geschichte ihrer Protagonistin Sarah Pirohl auserzählt hätte. Mit „Bornholmer Geheimnis“ geht die Serie jetzt doch in eine neue Runde. Im fünften Teil ermittelt die BKA-Verbindungsbeamtin allerdings kaum auf der dänischen Insel, vielmehr führt ihr Fall sie nach Norddeutschland. Nachdem ich alle Bücher dieser Serie kenne, hat mich der neueste Teil etwas enttäuscht. Er war zwar unterhaltsam, durch die Vielzahl an Charakteren, Verdächtigen und Motiven ging für mich die Spannung aber ein bisschen verloren.
Aber von vorn.
Sarah Pirohl hat mit beruflichen Problemen zu kämpfen, denn ihre Zukunft als Verbindungsbeamtin des BKA und der dänischen Polizei ist unsicher. Nachdem sie bei ihrem letzten Fall durch zahlreiche Alleingänge alle möglichen Leute verärgert hat, reißen sich die verschiedenen Stellen nicht wirklich um eine Zusammenarbeit mit ihr. Unter anderem wäre der Bornholmer Kommissariatsleiter Mikkel Bentsen froh, sie los zu sein. Als dann aber an einem Strand auf Bornholm die Leiche einer Frau gefunden wird, holt er Sarah aus ihrer Auszeit, denn die tote Monica Seffgen stammt aus Flensburg. Sie hat bei einem Senioren Pflege- und Betreuungsservice gearbeitet, der sich überwiegend an Menschen „die sich das auch leisten können“ richtet. Er bietet also gutbetuchten Kunden bundesweit „Begleitung, Service und Support in allen Lebenslagen – ob gesund, krank oder schlicht einsam“. Dennoch sind die Ermittler überrascht, dass die Tote über ein ansehnliches Vermögen verfügte und einen luxuriösen Lebensstil pflegte. Schnell macht sich ein Verdacht breit: hat sie ihre überwiegend männlichen Kunden ausgenommen wie die buchstäblichen Weihnachtsgänse? Ist der Täter in der Familie eines ihrer Opfer zu finden? Oder im Kollegenkreis? Was wirklich hinter ihrem Wohlstand steckt, übersteigt allerdings dann selbst Sarahs Vorstellungskraft.
Ein Sarah Pirohl-Krimi wäre kein Sarah Pirohl-Krimi, würde hinter einem simpel scheinenden Mord (wenn Morde denn simpel sein können) nicht eine Spionage-Geschichte stecken. Dieses Mal fand ich den Fall allerdings enorm konstruiert und manchmal verschwommen die Grenzen zwischen Gut und Böse für mich ein bisschen zu sehr. Einer der Gründe dafür ist ein alter Bekannten, denn auch in diesem Buch spielt „Krølle“ eine wichtige Rolle. Der undurchsichtige „Spezialermittler“ ist aus den anderen Teilen bekannt und hat eine sehr spezielle Auslegung von Recht. Trotzdem ist er in diesem Buch mein erklärter Lieblings-Charakter. Sarah Pirohl steckt in einer vertrackten Liebesgeschichte, die im Buch einigen Raum einnimmt, zudem fand ich ihre Art zunehmend selbstherrlich und nervig.
Die anderen Charaktere sind zwar gut ausgearbeitet, es sind aber für mich eindeutig zu viele (sowohl auf der Ermittler- als auch auf der Verdächtigen-Seite) und sie sind für mich zu ähnlich und insgesamt finde ich vieles zu stereotyp beschrieben. Alle haben dunkle Geheimnisse, hinter allem uns jedem steckt ein finsterer Plan und plötzlich mischen auch noch Geheimdienste verschiedener Couleur mit. Mit Bornholm hat der Thriller leider auch sehr wenig zu tun, außer dem Mord passiert auf der Insel nichts, aber der Name muss in den Titel, so will es das Gesetz der Serie.
Das Buch ist flüssig zu lesen, unterhaltsam und durch die vielen Charaktere und die zahlreichen verschiedenen Motive ist man als Leser:in zum Mitraten angehalten und man muss sich gut konzentrieren, um die Personen auseinanderhalten zu können und den Faden nicht zu verlieren. Es ist zwar der fünfte Teil der Reihe, man kann ihn aber auch ohne Vorkenntnisse lesen. Das Ermittlerteam um Sarah Pirohl, Staatsanwältin Kathleen Bischoph und Krølle wird zwar seit dem ersten Teil ausgebaut, eventuelle Wissenslücken werden von der Autorin aber ausgefüllt. So weit so gut, trotzdem vergebe ich wegen der konstruierten Geschichte und der fehlenden Spannung für dieses Buch drei Sterne.